Wenn ich heute in meinem Umfeld gelegentlich mit oder über Tinni spreche, so mache ich die Erfahrung, dass nur wenige Menschen wissen, worum es dabei eigentlich wirklich geht. Tinni heißt mit vollem Namen Tinnitus aurium und wird im Volksmund u.a. auch Ohrensausen oder Ohrenklingeln genannt. Doch es ist nicht einfach nur ein klingeln, fiepen oder zischen, welches betroffene Menschen mal kurzeitig mit starker Intensität oder auch als einigermaßen gemäßigten Dauerton wahrnehmen. Der Tinnitus ist eine extreme nervliche Belastung für den menschlichen Körper. Allgemein wird gesagt, dass Stress die grundlegende Ursache für Tinnitus sei. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Ich bin mittlerweile der Meinung, dass in meinem Fall der Grundstein dazu schon in meiner Kindheit gelegt wurde. Fakt ist jedoch, dass Tinnitus aurium bis heute nicht hinreichend erforscht ist und aufgrund seiner vielfältigen Erscheinungsform auch nicht über einen Kamm geschoren werden kann bzw. darf.
In diesem Blog erzähle ich über mein Leben mit Tinnitus, welcher heute nach Biesinger den Schweregrad II hat. Seit dem Schalltrauma in meiner Kindheit - verursacht durch zwei heftige Ohrfeigen rechts und links - hatte ich mit akuten Tinnitus zu tun, welcher immer wieder Mal in unregelmäßigen Zeitabständen für kurze Zeit wiederkehrte. Nach einer OP an meinem linken Ohr vor wenigen Jahren, hat sich mein Leben diesbezüglich jedoch grundlegend verändert. Seitdem lebe ich nun mit chronischen Tinnitus. Im Zuge meiner Recherchen und so manchem Gespräch mit anderen Betroffenen habe ich erfahren, dass der chronische Tinnitus nicht mehr nur eine Belastung sein muss. Durch geschicktes lauschen lernte ich, zu erfahren, wann mein Tinnitus mir zu helfen versucht. So unglaublich das auch klingen mag. Die Signale sind unterschiedlich und manchmal sehr fein differenziert. Doch das macht es gerade wirklich spannend, die Sprache des Tinnitus aurium verstehen zu lernen. Und im Grunde ist das eigentlich auch gar nicht so schwer.
Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die in diesem Blog von mir vermittelten Eindrücke und Erfahrungen eher eine Art Tagebuch darstellen und nicht als grundlegende Anleitung zur Bekämpfung des Tinnitus verstanden werden darf. Ich wende zwar auch eine kognitive Verhaltenstherapie an, doch diese wurde von mir mangels Unterstützung von außen selbst zusammengestellt und angefangen. Sie basiert nicht exakt auf die Vorbilder anderer Verhaltenstherapien und sie ist auch kein Prozess, welcher in einer befristeten Zeit angewandt wird. Vielmehr ist meine Vorgehensweise ein individuell zusammengestellter und fortwährender Prozess, welcher die grundlegende Kenntnis des eigenen körperlichen Befindens voraussetzt und von mir mit entsprechender Disziplin und Sorgfalt durchgeführt wird. Ich bin Zeit meines Lebens oft robust im Nehmen gewesen, beobachtete das Verhalten meines Körpers immer sehr genau und lernte autodidaktisch, meine Probleme zu erkennen und weitestgehend selbstständig zu lösen.
Darüberhinaus möchte ich mit diesem Blog auch dem glücklicherweise nicht betroffenen Leser einen ungefähren Eindruck darüber vermitteln, wie ich als betroffener Mensch den Tinnitus erfahre und welche Auswirkungen dieser auch auf mein unmittelbares Umfeld hatte bzw. haben kann. Das gestaltet sich tatsächlich sehr schwierig, weil es nicht immer möglich sein wird, die akustische Wahrnehmung des Tinnitus anhand real existierender Vergleichsmöglichkeiten darzustellen. Dennoch hoffe ich, dass ich dich als Leser dieses Blogs für das Thema Tinnitus ein wenig mehr sensibilisieren kann. In diesem Sinne, ich freue und bedanke mich für deine Aufmerksamkeit.
Liebe Grüße Teoma
Comments
June 12, 2023 04:34
Im Übrigen litt ich ziemlich stark unter Tinnitus, und ich glaube, das lag an meiner Arbeit in der Beschallungsbranche (Beschallung / Verstärkung von Musikinstrumenten).
Es war so schwerwiegend, dass ich trotz des Klingelns Schwierigkeiten hatte, jemanden mit normaler Lautstärke zu verstehen.
Außerdem hatte ich über 8 kHz mein Gehör verloren.
Ich begann mit der Einnahme von Piracetam wegen seiner angeblichen nootropischen Wirkung, hatte aber keine nennenswerten Nootropika-Vorteile. Nachdem ich es jedoch etwa sechs Monate lang in einer relativ hohen Dosis (4,8 g/Tag) eingenommen hatte, bemerkte ich, dass das Klingeln verschwunden war , und ein erneuter Test meines Gehörs ergab, dass es bis zu 14 kHz ziemlich gut und einigermaßen präsent war, obwohl es bis zu 17 kHz gedämpft war.
Ich benutze es seit ungefähr zwanzig Jahren, habe es aber kurz unterbrochen, während das Klingeln wieder auftrat, also habe ich weitergemacht. Habe keine Nebenwirkungen erlitten und das Gehör ist immer noch gut. Wenn ich extrem müde bin, kommt der Tinnitus sehr, sehr schwach wieder, ist aber ansonsten so gut wie überhaupt nicht vorhanden.