Bereits im Oktober 2020 habe ich ein Projekt aufgegriffen, das aufgrund der aktuellen Lage mit vielen aufeinander folgenden Lockdowns als eher heikel einzustufen war. Tatsächlich hat sich das als reales Treffen im September 2021 von etwa 40 Personen ausgelegte Event bereits Ende April 2021 als nicht realisierbar bzw. als nicht planbar erwiesen. Zum Glück hatte ich zwei Softwarelösungen für so einen Fall in der Schublade. Also schnell einen virtuellen Server aufgesetzt und los-getestet. Ins Rennen gingen OpenSlides und Workadventure. Beide sollen Struktur bzw. Abwechslung und Spaß in ein virtuelles Treffen bringen.
OpenSlides
ist ein Veranstaltungsmangement-Tool, das Sitzungen, Vereinsveranstaltungen und sogar dem DGB (Deutscher Gewerkschafts-Bund) mit vielen tausend Teilnehmern als Basis dient. OpenSlides wird unter der MIT-Lizenz veröffentlicht. Das initiale Setup erwies sich als schwierig, obwohl die Docker-Compose Dateien gut vorkonfiguriert waren. Tipp von mir: als normaler Benutzer clonen und starten… Läuft das Tool erst einmal lassen sich Streams (Vorträge), Redebeiträge, Abstimmungen, eine Tagesordnung, Wahlen uvm. gezielt steuern. Redezeiten, Anträge und mehrere Projektoren (Streams oder echte Projektoren bei einer Live-Veranstaltung) sind kein Problem. Die Vorträge können dabei über einen Streaming-Dienst (z.B.: Youtube) eingebunden werden. Redebeiträge können via Jitsi-Meet in diese Vorträge eingeblendet werden, was einen echten Dialog ermöglicht. Außerdem können so sehr viele Teilnehmer bedient werden, da die meisten einfach einen Livestream ansehen und nur wenige für Redebeiträge den Jitsi-Meet-Server belasten. Das spart Serverpower und Bandbreite. Allerdings hat OpenSlides auch einige Nachteile:
Der personelle Aufwand die Veranstaltung reibungslos über die Bühne zu bringen ist nicht ohne, schließlich wollen die Streams ein- und ausgeblendet, Redebeiträge verwaltet und die weniger versierten Benutzer betreut werden. Die auf Vorträgen und Redebeiträgen basierende Idee bringt zwar viel Struktur, hat aber nur einen geringen Spaßfaktor. Die Interaktion mit den Teilnehmern wird auf Chat, Redebeiträge, Wahlen, Abstimmungen usw. begrenzt. Mein Fazit: Ich werde OpenSlides in jedem Fall in meiner Schublade behalten. Das Potenzial dieser Software ist gigantisch. Für diese Veranstaltung erscheint es mir aber weniger gut geeignet.
## Workadventure
In Zeiten von 4k 3D Echtzeit-Rendering erschien mir Workadventure ein wenig aus der Zeit gefallen. Andererseits fühlte ich mich sofort in die Anfänge meiner EDV-Erfahrungen zurückversetzt (wer Spiele wie Gauntlet II, Zelda, Final Fantasy 5 oder Ultima 6/7 kennt weiß sicher wovon ich rede). Also klarer Fall, das wird ausprobiert! Workadventure wird unter der „AGPL v3 license modified by the Commons Clause“ Lizenz veröffentlicht, was ein paar Einschränkungen hinsichtlich der kommerziellen Nutzung (SaaS), insbesondere der Vermietung des Service bedeutet. In unserem Fall sollten wir damit aber nicht in Konflikt geraten. Auch Workadventure lässt sich von Github herunterladen und liefert eine Docker-Compose Umgebung. Allerdings muss man sich hier deutlich mehr in die Konfigurationsdateien einarbeiten. Insbesondere das Konzept wo die verwendeten Maps liegen, bzw. wie man sie referenziert wollte mir lange nicht einleuchten. Was man noch gut gebrauchen kann (gilt größtenteils auch für OpenSlides): ein selbst konfigurierbarer DNS-Server, ein eigener Jitsi-Meet Server, ein Turnserver (Coturn), ein Webserver (shared Hosting ist vollkommen ausreichend) und den Tiled Mapeditor (GPLv2-, BSD- und Apache-Lizenz ?!).
In Workadventure bewegt man sich mit kleinen, in verschiedenen Designs wählbaren Figuren via Pfeiltasten auf einer Map. Diese rechteckige Map besteht aus kleinen Quadraten, welche die Workadventure Welt darstellen. Ein simples Kollisions- und Triggersytem ermöglichen Möbel, Wände usw. durch die man nicht hindurchgehen kann und Objekte die auf die Spielfigur reagieren. Was meine Aufgabenstellung in Workadventure besser abbildet als OpenSlides:
Die „Onlinewelt“ kann gut vorbereitet werden, zwar wird auch hier Benutzersupport notwendig sein, der technische Ablauf sollte aber vorher-bestimmbar sein. Vorträge (Live-Stream) sind auch hier möglich, müssen aber nicht zwangsläufig von allen Teilnehmern besucht werden. Das implementierte „Instant-Live-Video-Meeting“ für bis zu 4 Personen ermöglicht eine Menge Spontanität. Der Aufbau, angelehnt an ein PC-Spiel bietet viele Möglichkeiten kurzweilige Inhalte einzubauen. Die primitive Steuerung mit Pfeiltasten und die Abbildung von Räumen, in die man gehen kann sollten die Komplexität von mehreren parallel laufenden Jitsi-Meetings, auf möglicherweise unterschiedlichen Jitsi-Meet-Servern, Live-Streams usw. für den Benutzer sehr einfach gestalten. Mein Fazit: Das wird das Tool der Wahl für diese Veranstaltung.
Fortsetzung folgt…
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