Orbit360 Schleswig-Holstein

Bikepacking | Mit dem Rad über Stock und Stein auf abwechslungsreichen Wegen in Schleswig-Holstein | Juni 2021

Der Orbit 360 Schleswig-Holstein Track von 2020 ist in deiner gedanklichen Liste noch offen, das muss sich mal ändern. Du hast 2 Tage frei, frei zum Radfahren, hurray, auf gehts.

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Einstiegspunkt in den Rundkurs-Track auswählen, check! Kurz die Anreise mit Bikerouter berechnen lassen, check!

Ok, sollten dann etwa 350 km sein. Solltest du dir den Track noch genauer anschauen? Wahrscheinlich. Aber hey, passt schon, einfach drauf los fahren. Fern ab von jeglicher Zivilisation bist du nun wirklich nicht, Banane und Kaffee bekommst du schon, bestimmt.

Die Tracks aufs Navi spielen, check! Die Tracks zur Sicherheit aufs Mobiltelefon spielen, check! Beleuchtung, Navi und Wasserflaschen am Rad montieren, check! Fahrrad mit Taschen und Equipment einkleiden, noch kein check! Dann mal los, das macht Spaß. Oh, die Rad-Schublade musst du mal wieder aufräumen, bald. Was nimmst du denn nun mit?

Durchfahren oder Schlafen? Mal Schauen. Nimm zur Sicherheit einen Schlafsack mit, ist besser so. Leichten Biwaksack, Schlafsack, Kissen, das reicht. Da kommt bestimmt eine Bank, irgendwo. Luftmatratze bleibt zuhause. Schlafsachen, check!

Was sagt das Wetter? Unbeständig. Doofe Prognose, besser wäre Regen oder Sonne, dann weißt du woran du bist. Unbeständig, tztz. Nimmst du nun Regenklamotten mit? Ja, mach mal lieber, nasse Socken sind echt nicht fein. Eine Regenjacke, Regenhose, Überschuhe, Überhandschuhe, das sollte dem Regen trotzen. Regenschirm? Denk nicht dran. Regenklamotten, check!

Wie kalt wird es eigentlich noch nachts? Gute Frage. Wird wohl nicht so kalt werden, wir haben immerhin Sommer. Greif dir die warme Windjacke, den Schlauchschal und die Langfinger-Handschuhe, das reicht doch bestimmt. Warme Klamotten, check!

So, was fehlt noch? Genau, der ganze Kleinkram muss noch mit. Hygieneartikel, Schloss, Batterien, Powerbank, Kopflampe, Werkzeugdose, Luftpumpe, Schläuche, Studentenfutter, Müsliriegel, Mineralien. Hast du was vergessen? Wahrscheinlich, wie immer. Ersatzsocken, denk an die Ersatzsocken, wichtig. Kleinkram, check!

“Hier, nimm mal lieber das Pfefferspray mit, wer weiß schon was im Wald alles auf dich lauert.” - Argumentiere jetzt bloß nicht logisch dagegen an. Mach es dir einfach, steck es einfach ein, dann ist deine bessere Hälfte zufrieden und schläft besser. Pfefferspray, check!

Nochmal Kette einschmieren und auf gehts.

Die etwa 35 km Anreise hast du runter gekurbelt, Bikerouter hat dich einmal veralbert, sonst ging es. Der Trackeinstiegspunkt bei “Bad Segeberg” ist erreicht, super, dann lass uns mal nach Nordosten rollen. Die ersten Kilometer sind abwechselungsreich, du hast Lust auf mehr.

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Erstmal was Essen, im Dorf “Berlin”, Currywurst-Pommes, wie passend. Nicht lecker, aber du hast wieder was im Magen. Schick deiner besseren Hälfte noch kurz deine Location, dann ist Sie beruhig. Es klingelt, warum klingelt es? Die Konfusität auf der anderen Seite des Telefons sinkt, als du hoch und heilig versprichst nicht in der Landeshauptstadt zu sein. Nächstes mal kopiere deine Koordinaten statt den Location-Namen, ist besser.

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Weiter Richtung “Bungsberg”, nur dieses grobe Feldsteinpflaster, wirklich, das ruiniert dir die Handgelenke. So, dann mal rauf auf den Berg, wo beginnt hier denn der Anstieg? Da vorne ist der Fernmeldeturm, kurz hier den Hang durch das Feld hochschieben. Bist du schon oben? Tatsächlich. Anstieg? Hast du wenig bemerkt, der war wohl eher schleichend. Kurze Pause, Trinken, Essen, Batterien vom Navi wechseln.

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Dann mal wieder runter vom Berg, Richtung Küste fährst du jetzt. Au ja, Wetter ist gut, ist bestimmt hübsch am Wasser. Los geht, Abfahrt. Es ruckelt, gleich nen Mountainbike-Trail, hurray. Hoch, runter, links, rechts, Brennnessel, mehr Brennnessel. Hier ist lange keiner mehr gefahren, wird Zeit dass du hier mal wieder ne Schneise reinfährst, nur die kurze Hose solltest du überdenken. Geschafft, erstmal das Gestrüpp aus dem Antrieb puhlen. Alles wieder gängig, kann weiter gehen.

Wirtschaftsweg, direkt 5 Meter parallel zur Autobahn, nicht wirklich dein Freund. Die Geräuschkulisse ist hart, immerhin trennt dich ein Grünstreifen mit Gestrüpp und Bäumen optisch von der Rennstrecke. Hier ist auch schon ewig keiner mehr gefahren, räumst du halt auch hier auf, der Antrieb und das Schaltwerk leisten guten Grünschnitt. Geschafft, Ende, weg von der Autobahn, und die Umlenkröllchen erstmal wieder vom Grün befreien. Ostsee voraus, “Travemünde” voraus, Sonne scheint, wird malerisch, bestimmt. Kurze Pause an der Tanke, Wasser nachfüllen, ein Eis geht auch.

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Es ist schön am Wasser, wie zu erwarten. Dann plötzlich, betonierter Strandbereich, viele Touris säumen die Promenade und Strandwege, ziemlich voll hier. Ach, Corona, es wurde gelockert, stimmt. Du merkst, die Leute gieren nach der üblichen Urlaubs- und Freizeitgestaltung. Egal, nicht dein Ding, du willst hier nur durch, Kilometer machen. Und schon wieder das nächste Touri-Promenaden-Restaurant zu deiner Seite. Kurz denkst du drüber nach, essen? Neee, das musst du jetzt echt nicht haben, da kommt schon noch was anderes, irgendwann.

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“Lübeck” hast du erreicht, immer an der Küste und “Trave” entlang, ganz ohne Busfahrt durch den “Herrentunnel”. Du magst “Lübeck”, es ist schön hier. Studenten bevölkern die Flussufer, die alten Gebäude sind hübsch. Kurzer Halt am “Holstentor”, Foto machen. Es fängt an zu dämmern, kram mal lieber dein Rücklicht hervor und schalte mal langsam die Beleuchtung an. In Richtung “Bad Oldesloe” kommen bestimmt recht viele Wanderwege und Moutainbike-Trails, wird spannend in der Dunkelheit, iss nochmal etwas bevor du die Nachtfahrt angehst. Zwei trockene Tankstellen-Brötchen später fühlst du dich gestärkt, ein wenig. Batterien vom Navi wechseln.

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Du hast es geahnt, zahlreiche Wanderwege und Moutainbike-Trails. Zum Glück ist dein Rad leicht, trag es kurz über den umgestürzten Baum hier und dann weiter. Nächste Tragepassage, hoffentlich bleibt das nicht die ganze Nacht so. Kalt, feucht und klamm ist es, neblig auch. Du bist bestimmt grad in Gewässernähe, viel zu sehen ist jedenfalls nicht. Hättest du doch besser Arm- und Beinlinge eingepackt, unangenehm.

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Es ist um Mitternacht, ein Sumpfgebiet, mit einem endlosen Steg, fetzig, macht Spaß. Du bist jetzt schon echt lange auf diesem Steg unterwegs, völlig abgeschieden. Warum steht da hinten auf dem Steg eine Person? Mitten in der Nacht, wie versteinert? Ist dir grad ein bischen unheimlich. Egal, tritt in die Pedale und dran vorbei. Moment, hörst du Musik? Ein Moin ertönt, du erwiderst das Moin mit deinem Moin, du biegst um die Ecke und rollst direkt in die Sumpf-Party. Eine Party mit Pavillon und Lichterketten? Hier im Sumpf? Innovativ, wirklich. Wer hat das alles hier hin getragen? Stramme Leistung, weiter feiern bitte.

Später in der Nacht, “Reinbek” und “Bad Oldesloe” liegen hinter dir, die Müdigkeit setzt ein. Du brauchst ein Shelter, oder eine Bushaltestelle, oder eine Bank, eine Bank wäre jetzt schön. Du musst nur Ausschau halten, in der Dunkelheit nicht so leicht. Deine Rettung ist in Sicht, eine Freiwillige Feuerwehr, mit Vordachbereich und einer Bank, nur für dich, das ist deine. Kurz noch die feuerwehreigene Katze von der Bank vertreiben. Tut mir Leid Firefighter-Cat, wirklich. Gar nicht mal so bequem, egal, langt.

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Früh am Morgen, zwei kleine Vögel zanken sich direkt vor deiner Bank, Augen auf und strecken, beide Vögel flattern panisch davon. Da drüben, Firefighter-Cat sitzt am Baum und schaut grimmig zu dir rüber. Du weißt was sie will, pack zusammen, ab aufs Rad und weg hier, mach die Bank frei. Es rollt wieder, hoffentlich kommt gleich ein Bäcker, oder eine Tanke, nen Kaffee wäre schön.

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Es ruckelt. Nach den 3 Reiterwegen vorhin und den 2 Reiterwegen eben grade, kommt nun der nächste Reiterweg. Es ruckelt. Hier wird anscheind viel geritten. Es ruckelt. Musst du dir merken, falls du mal Reiten lernen möchtest oder eine Federgabel am Rad hast. Es ruckelt.

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Endlich, Tankstelle in Sicht, super. Brötchen und Kaffee, sowas von deins. Komisch, der Tankstellen-Kaffee schmeckt gut. Kaffeedurst schlägt anscheinend Geschmackssinn, kannst du mit leben. Mal schauen wo du bist und wieviel du noch vor dir hast. Ach was, es sind nur noch knapp 20 Kilometer, das ging jetzt ziemlich schnell, die morgendlichen Kilometer sind irgendwie an dir vorbei geflogen. Dann mal weiter, zum Ziel kurbeln.

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Gleich sollte dein Einstiegspunkt in den Track wieder erreicht sein. War das hier? Nach etwa 315 Kilometer Wald und Wiesen sieht hier alles gleich aus. Ja, das war hier, goldig, Track geschafft, hurray. Das war schön, empfiehlst du weiter, war auch abwechslungsreich. Danke an den Scout des Orbit 360 Schleswig-Holstein Tracks von 2020.

So, ab nach Hause, nochmal etwa 35 km rollen und dann hast du es. Batterien vom Navi wechseln. Schon wieder? Du hast ganz schön viele AA-Batterien im Garmin eTrex versenkt, irgendwie zu viele, da stimmt was nicht. Musst du zuhause mal kontrollieren.

Was sagt die Navi-Statistik? Gesamtstrecke etwa 350 km, Gesamthöhenmeter etwa 2.500 hm, Fahrzeit etwa 16 Stunden, Gesamtzeit etwa 21 Stunden. Die Höhenmeter irritieren dich, da stimmt was nicht, wo waren die? Egal, Track war schön, das zählt. Ach, und kein Defekt oder Platten gehabt.

Der nächste Track kommt bestimmt.